Unser Autarkie Setup

Lange Zeit habe ich mir Gedanken über diesen Beitrag gemacht und meine Definition von Autarkie gefunden. Aber wie immer der Reihe nach. Das Wort Autarkie ist natürlich wunderbar definiert:

die vollständige oder teilweise Selbstversorgung eines Haushalts, einer Region oder eines Staates mit Gütern und Dienstleistungen. Wirtschaftlich autark ist ein Land, das alles selbst besitzt oder erzeugt, was es benötigt, oder das seinen Bedarf auf das beschränkt, was es selbst erzeugt.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

Wenn wir also bei einem Camper von Autarkie sprechen, meint dies für die meisten Menschen ausreichende Stromversorgung. Dort hört man immer Sätze: “Ich möchte lange autark stehen und brauche deshalb eine Lithium Batterie!”

Aber ist man wirklich autark wenn man nun eine Lithium Batterie in seinen Camper einbaut? Nein natürlich nicht, denn es gibt mehr als nur den Faktor Strom, der das Autarkstehen mit dem Camper beeinflusst. Was bringt es dir also eine 300Ah Lithium Batterie einzubauen und nach einem Tag ist beispielsweise die Toilette voll?! Gehen wir davon aus, du hast noch eine weitere Toilettenkassette dabei und schaffst es dann zwei Tage…

Ihr seht also, wir reden über die Zeitspanne und am Ende muss es jeder für sich entscheiden, was sinnvoll ist und was er braucht. Deshalb wird unser Autarkiesetup wahrscheinlich bei vielen einfach nur Kopfschütteln verursachen. Aber natürlich angefixt durch Technikinteresse haben wir für unsere Finnlandreise folgende Ausstattung im Grand California installiert beziehungsweise mitgeführt.

Die Ausstattung

Lithium Batterie 150Ah

Aufmerksame Leser unseres Blogs werden noch im Kopf haben, dass ich an Schlafapnoe leide und deshalb auf ein CPAP Gerät angewiesen bin. Somit benötigen wir leider Strom und davon sogar relativ viel. Pro Nacht werden so schon einmal bis zu 500 Wattstunden an Strom verbraucht, das entspricht bei einer 150Ah Lithium Batterie schon mal gut 25 Prozent der Ladung. Benutzen wir also keine anderen Verbraucher im Auto ist nach vier Tagen Schluss. Aber zur Realität gehört natürlich, dass wir einen Kühlschrank betreiben und die Wasserpumpe läuft, Handys werden geladen und so weiter. Somit kann es, wenn es draußen dann auch noch kalt ist, durchaus vorkommen, dass nach einem Tag die 150Ah verbraucht sind. Natürlich ist die Anwendung mit meinem CPAP Gerät sehr speziell, aber ohne geht es nun einmal nicht.

In unserem Winterurlaub hatten wir eine Supervolt 150Ah Lithium Batterie an Board, welche die Basis unserer Stromversorgung darstellte.

Solaranlage

Bei der Bestellung des Grand California haben wir uns für ein Solarpanel entschieden, was unserer Meinung nach zu einem “must have” gehört. Unter perfekten Vorraussetzungen liefert das Panel bei unserem GC680 rund 180 Watt. Unsere Batterie hat circa 1900 Wattstunden, eine Ladung von 0 auf 100% würde damit etwa 13 Stunden dauern, wenn kein Strom verbraucht wird und das Solarpanel die ganze Zeit volle Leistung bringen würde.

Das ist natürlich unrealistisch, aber dennoch verlängert ein Solarpanel an sonnigen Tagen die Batteriekapazität.

Brennstoffzelle EFOY 80

Da Strom für uns der größte Flaschenhals zu sein scheint, war klar, wir mussten uns also eine Lösung überlegen, was wir tun können, um auch in der dunklen Jahreszeit ausreichend Strom zu produzieren. Das Solarpanel fällt im Winter raus und gerade im hohen Norden, wo die Sonne gerade einmal für drei Stunden am Himmel zu sehen ist, konnte wir uns darauf nicht verlassen.

Als Alternative hatten wir zunächst an eine mobile Windkraftanlage gedacht, aber die Angebote auf dem Markt haben uns aus verschiedenen Gründen davon abgehalten. Entweder war der Preis jenseits von 5000 Euro oder die Modelle waren einfach unglaublich sperrig.

Wir haben uns dann für eine besondere, wenn auch zugleich teure Variante entschieden, eine Brennstoffzelle. Mit 2500 Euro halb so teuer wie ein Windrad und unabhängig von Sonne und Wind.

In unserem Grand California arbeitet nun im Heck eine EFOY 80 Brennstoffzelle. Dieses Modell hat eine maximale Leistung von 40 Watt und kann an einem Tag bei 12 Volt 80Ah liefern.

Die Brennstoffzelle arbeitet durch eine chemische Reaktion.

Sie wandelt chemische Energie ohne Zwischenschritte und große Wirkungsgradverluste in elektrische Energie um. Mit dem Betriebsstoff in der Tankpatrone (Methanol), ergänzt um Sauerstoff aus der Luft wird Strom produziert. Dabei entsteht neben Strom lediglich Abwärme und Wasserdampf mit einem geringen Anteil Kohlenstoffdioxid. Effizient und außergewöhnlich umweltfreundlich.

Quelle: EFOY

Um die EFOY zu betreiben, wird also Methanol benötigt, dieses ist in einem 10 Liter Kanister erhältlich. Der Kanister wird direkt mit der Brennstoffzelle verbunden.

Für die komplette Installation haben wir in der Heckgarage den linken Schrank verwendet. Die Brennstoffzelle benötigt allerdings neben dem Methanol noch einen Anschluss an die Batterie und einen Abwasserschlauch. Im Betrieb entsteht nämlich hauptsächlich Wärme und Wasser, beides muss irgendwo hin. Die warme Abluft leiten wir über die Öffnung der Außendusche aus dem Schrank. Für den Wasserablauf mussten wir etwas tricksen:

Dazu haben wir die Zwangsentlüftung genutzt und über den Entlüftungskanal den Schlauch bis nach draußen legen können.

Um die Brennstoffzelle schlussendlich mit der Aufbaubatterie zu verbinden, haben wir die Zuleitung am Solarladeregler abgegriffen. Damit wir das ganze ohne Beschädigung oder großen Aufwand Rückrüsten können, haben wir die Verbindung mittels Wagoklemmen realisiert.

Die Klemmen sind nicht nur leicht zu montieren, sondern auch extrem Robust.

Was anfangs ein “nice to have” oder eine “Spielerei” gewesen ist, hat sich als essentiell herausgestellt. Nur mit Hilfe der Brennstoffzelle und dem von ihr produzierten Strom, war es uns überhaupt möglich, in Lappland länger als eine Nacht freizustehen, also autark zu sein. Die Batterie macht das Fahrzeug nicht autark, denn sie kann keinen Strom erzeugen. Es ist der Motor, der Generator, das Solarpanel oder eben wie in unserem Fall die Brennstoffzelle, die den Strom erzeugt. Ein guter Speicher ist sicherlich genau so wichtig, wie ein guter Generator, aber ohne Strom bringt auch der beste Speicher nichts. Wir möchten unsere EFOY nicht mehr missen.

Die Toilette

Am Anfang des Beitrags bereits erwähnt, endet alles irgendwann, auch die Toilettenkapazität. Du hast nun also zwei Möglichkeiten: 1. ein oder zwei Reservekassetten an Board oder 2. eine andere Möglichkeit, dein erledigtes Geschäft zu entsorgen.

Wir haben in unserem Grand California eine Trockentrenntoilette von Toni Toi einbauen lassen und das hat sich als überaus praktisch herausgestellt. Wir sind auf keine Entsorgungsstation mehr angewiesen und brauchen darüberhinaus keine Chemie mehr.

Detail zu Toni Toi und der Funktionsweise findest du hier:

Wasserversorgung

Vor unserem Urlaub am Polarkreis im Januar hatte ich mir Gedanken über die Wasserversorung gemacht. Das Wasser in Flüssen und Seen in Skandinavien hat ohne Filterung in den meisten Fällen schon Trinkwasserqualität, nur brauchte es eine Lösung das Wasser aus dem Fluss oder eben dem See in den Grand California zu bekommen.

Die Lösung: eine mobile Wasserpumpe 😝 ja, stempeln wir diesen Part als Spielerei ab. Aber dennoch gibt es eventuell jemanden, den es interessiert.

Es handelt sich um eine akkubetriebene Pumpe von Einhell, um genau zu sein, das Modell AQUINNA 36/30. Mit einer Fördermenge von 3000 Litern pro Stunde ist der Wassertank des Grand California damit in der Theorie nach rund zwei Minuten voll.

Wer sich jetzt fragt, konntet ihr das überhaupt nutzen? Ja, in der Tat war es in Südschweden nach knapp drei Wochen soweit, auf einem Naturstellplatz gab es einen Brunnen mit Handpumpe. Wie das Ganze aussah, könnt ihr in diesem Video bewundern:

 

Wie schon gesagt, eine Spielerei. Die Alternative wäre gewesen, das Wasser in einen Eimer zu füllen und mit einem Trichter in den Wassertank zu befördern. Mir war es aber bei diesem Test wichtig, zu sehen, ob es auch im Zusammenspiel mit dem Alb Filter funktioniert und das war ohne Probleme der Fall. Auf unserer nächsten Reise nach Schottland wird die Pumpe definitiv wieder mit dabei sein. In Kombination mit Vorfilter in der Pumpe und dem Alb Filter, können wir auch dort aus dem ein oder anderen See unseren Tank auffüllen.

Hier eine vollständige Liste aller benutzen Teile:

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Fehlen nur noch Lebensmittel, welche wir selbst im Cali anbauen, dann bräuchten wir wirklich nichts mehr. 🤭 Wie einleitend gesagt, jeder definiert Autarkie auf eine andere Art und Weise. Aber eins ist sicher, nur mit einer Batterie ist der Camper nicht autark. 😛 Nehmt diesen Beitrag als eine Auflistung von Möglichkeiten und vielleicht habt ihr ja noch eine Idee, was man noch so machen oder dabei haben könnte?!

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