Bevor wir unseren Grand California bekommen haben, hat es uns immer wieder in die USA gezogen. Wir lieben die Weite und Einsamkeit dort, keine deutsche Gründlichkeit, einfach mal seine Ruhe haben.
Genau das hatten wir in Wyoming, einem recht dünn besiedelten Bundesstaat gefunden. Bevor wir zu unserem nächsten Trip aufbrechen konnten, ist die weltweite Corona Pandemie ausgebrochen und Reisen waren unmöglich.
Dieser Umstand hat uns irgendwie und über Umwege zum Grand California geführt. Auch hier haben wir sehr schnell gemerkt, dass die Stell- und Campingplätze in Deutschland und Europa nicht wirklich unser Ding sind. So richtig für sich ist man nicht und in der Natur schon gar nicht.
Durch einen Bekannten sind wir auf die Idee gekommen mit dem Grand California nach Schweden zu fahren, wir waren schon ein paar mal vorher in Schweden, allerdings immer in Städten wie Stockholm oder Göteborg und diese waren eben Städte. Schweden verspricht auf den ersten Blick all das, was wir in den USA, beziehungsweise gerade in Wyoming, so geliebt haben. Viel Natur, Wälder und wenig Menschen.
Der erste Besuch mit unserem Grand California in Schweden war im Herbst 2021. Ankommen sind wir damals in Helsingborg an der schwedischen Westküste, von dort aus sind wir in Richtung Borås gefahren. Schnell wurde uns klar, dass es im Süden Schwedens doch ganz schön voll ist, einsame Plätze waren eine Seltenheit.
Das Park4Night Problem
Park4Night wird wahrscheinlich von 99 Prozent der Campergemeinde genutzt, so auch von uns. Diese App ist Segen und Fluch zugleich, denn neben normalen Campingplätzen werden hier vor allem Plätze zum “Freistehen” aufgelistet. Was in Deutschland eine Grauzone ist, wird in Norwegen, Finnland und Schweden zu Normalität, zwar ist das Wildcampen im Wohnmobil nicht durch das Jedermannsrecht abgedeckt, allerdings wird es, solange kein eindeutiges Schild mit Campingverboten aufgestellt ist, geduldet. Mit Hilfe von Park4Night findet man, gerade in den nordischen Ländern, fantastische Plätze um zu übernachten. Klingt erst einmal nach Segen, aber im gleichen Atemzug kommen wir nun zum Fluch, gerade in der Hauptsaison ist man fast unter Garantie auf den Plätzen, die doch Einsamkeit und Freiheit versprechen sollen, nicht alleine. Läuft es richtig schlecht, haben die Vorgänger den Platz vermüllt hinterlassen. Das nervt in mehrfacher Sicht nicht nur uns, sondern auch die Menschen, die in der Nähe dieser Plätze wohnen oder einfach auf ihr Land acht geben. Hier haben wir noch nicht über das allgemein egoistische Verhalten der Menschheit gesprochen, wie beispielsweise, dass der Platz in beschlag genommen wird oder ähnliches.
Erst wer viele Kilometer zurücklegt, wird belohnt
Die ersten Tage wollte sich bei uns nicht einmal das Gefühl von Freiheit und Einsamkeit einstellen. Selbst wenn wir einen Platz gefunden hatten, auf dem wir für uns waren, so waren in der Nähe immer Häuser oder kleine Dörfer. Bitte versteht es nicht falsch, das war beziehungsweise ist wunderschön, aber nicht unsere Definition von Einsamkeit.
Das einsame Schweden fängt erst oberhalb von Karlstad an, das sind immerhin rund 520 Kilometer nördlich von Malmö. So richtig einsam und ruhig wird es dann nochmals 1200 Kilometer weiter in Richtung Norden, in und um Laponia haben wir das gefunden, was wir gesucht haben. Natur, Tiere, Ruhe und Einsamkeit. In der Spitze haben wir wirklich 2 Tage keinen anderen Menschen gesehen.
Wir reden also von einer Fahrstrecke von rund 3000 Kilometer aus Deutschland, da man auch noch zurück muss, sind es ohne Umwege 6000 Kilometer. Das ist auch gut so! Sonst wäre Laponia wahrscheinlich auch nicht mehr dieser magische Ort, der er ist.
Schweden, Liebe auf den zweiten Blick
Wie oben beschrieben, waren die ersten Tage bei all unseren Schwedenreisen nicht so einsam, wie wir es uns gewünscht hätten. Die wahre Schwedenliebe ist für uns am Polarkreis entstanden. Wir würden immer wieder dieses schöne Land mit seiner Flora und Fauna besuchen, ja es ist vielleicht sogar der Sehnsuchtsort geworden. Allerdings würden wir keinen Urlaub in Südschweden machen wollen, es ist einfach zu voll. Das größte Problem allerdings ist, dass auch die Schweden auf die Massen im Süden reagiert haben. Das “Freistehen”, gerade in den Küstengebieten, ist faktisch nicht mehr möglich, beispielsweise ist es mittlerweile auf den bekannten Plätzen Ölands verboten worden. Ein paar Gründe dafür haben wir bereits oben genannt.
Wer Touristen und Menschen entfliehen will, der muss viele Kilometer in Richtung Norden fahren, das Ganze am Besten außerhalb der Saison! Noch ein Tipp: verzichtet auf Park4Night, sucht über Google Maps Schotterstraßen und fahrt, ja, auch manchmal stundenlang, aber am Ende wartet in der Regel immer eine einsame Belohnung.
Abschließend noch ein Wort zum Thema Lagerfeuer
Das Jedermannsrecht erlaubt es euch ein Feuer in der Natur zu machen. Aber auch hier gibt es Regeln, leider reicht hier der Menschenverstand nicht aus. So ist es beispielsweise in Norwegen und Finnland generell von Mitte April bis Mitte September verboten ein Feuer in der Natur zu entzünden. Mit dem Blick auf trockene Wälder macht das auch durchaus Sinn.
Die Schweden gehen einen etwas anderen Weg, dort gibt es die von der Regierung kostenfreie App Brandrisk Ute, welche über den Standort in einem Ampelsystem anzeigt, ob es erlaubt ist ein Feuer zu machen oder nicht.
Wir haben leider auf Instagram sehr viele Posts gesehen, auf denen Leute ein Feuer gemacht haben und es vollkommen stolz gepostet haben, obwohl es dort zu dieser Zeit streng verboten war. Informiert euch vorher über die Gesetze und Gefahren! Es ist nicht nur gefährlich, sondern auch verboten, das hat am Ende Konsequenzen für alle. Jedermannsrecht bedeutet eben auch Jedermannspflicht!